Die Tasting Tour

Zusammen sind wir zu einigen Winzern gefahren. Dank ihrer Kenntnis war es kein Herumgestochere im Heuhaufen, so wie es mir selber ergangen wäre. Zudem kannte sie die Kollegen ja auch noch persönlich. Das war hier und da mehr als nur "ein Fuß in der Tür".

- Oakridge

 

Oakridge Winery war die erste Adresse, die wir anfuhren. Das Weingut beliefert hauptsächlich Hotels und Restaurants. Über die Jahre ist dort ein ansehnliches Weingut entstanden, das mehrere eigene Felder besitzt. Später sollte ich noch erfahren, dass viele Winzer sich eine Parzelle kooperativ teilen. Oakridge hatte Felder die im tieferen Tal lagen und somit dank des hier wärmeren Wetters schneller reifende Trauben für deren weißen Weine ernten konnten. Vor so einem Feld hatte Oakridge sein neues Verwaltungsgebäude mit Tasting-Bar errichtet. Mit dem Gebäudedesign wurde auch eine nationaler Architekturpreis eingeheimst – neben den vielen Auszeichnungen für die Weine. An der Bar konnte man die Weine nach und nach probieren. Dies geschah nicht ohne eine fachkundige Erklärung, von welchem Feld der jeweilige Wein stammte, was für Geschmacksnoten man zu erwarten hätte und welchen Preis man damit gewonnen hätte. All dies kombiniert mit einem Wahnsinns Ausblick auf das vor einem liegende Weinfeld und auf die Hügel, von denen die roten Weine stammten.

 


- Dominique Portet

 

Bei Dominique Portet wirkte die Verkostungsräumlichkeit deutlich familiärer, aber professionell genug, um jedem klar zu machen, dass hier nicht irgendwer sein Handwerk leistet. Dominique war Winzer in der neunten Generation aus Frankreich. Dort hatte er sein Können erlernt und war irgendwann auf der Suche nach einem alternativen Standort. Im Yarra Valley fand er genau die Bedingungen, die er brauchte, um seine französischen Weine im australischen Klima kreieren zu können.

 

Als wir gerade den ersten Wein verkosteten, kam der Meister selber herein. Ich wurde vorgestellt, als derjenige, der gute australischen Weine in Deutschland nicht finden konnte. Oh, das war ein gutes Stichwort für Dominique, der sich sofort darüber beschwerte, wie sehr die Europäer es doch den Australien mit dem Import machen würden. Das machte mich stutzig, hat mich aber nicht weiter abgehalten.

 


- Pimpernell

 

Der Besuch bei Pimpernell wäre fast daran gescheitert, dass eigentlich geschlossen war und für den Tag gar keine Verkostung angeboten wurde. Aber dank fehlendem Hinweis und offener Tür, standen wir dann doch in einem kleinen, aufgeräumten Raum, in dem zumindest die Weinflaschen in Reih und Glied neben der Kasse standen und im Prinzip darauf warteten, ihren Inhalt ins Glas gießen zu lassen. Wir wollten fest schon wieder los, als wir ein Rumpeln aus einem hinten gelegenen Raum hörten. Jemand war doch da, der nach einem Event des Vorabends noch aufräumte. Es stellte ich heraus, dass es der Winemaker persönlich war. Da wir nun schon einmal da waren, durften wir trotzdem seine Weine verkosten. Hier bekam ich meinen zweiten Flash. Der Geschmack aller seiner Weine übertraf alles, was ich überhaupt jemals probiert hatte.

 

Der Winemaker erzählte, dass seine Felder recht klein seien und der Ertrag damit recht übersichtlich sei. An einem großen Export wäre er gar nicht interessiert, da er sonst seine lokale Kundschaft nicht mehr bedienen könnte. Um das Maximum aus den Reben herauszubekommen, ging es jedes Jahr hin und designte regelrecht jeden Wein auf's Neue. Was herauskam, ließ meine Geschmacksknospen und meine Nase regelrecht auf Wolke Sieben schweben.

 

Als ich fragte, ob ich von den beiden Fässern im Nebenraum ein Foto machen dürfte, führte er uns gleich nach unten in den Keller. Dort durfte ich fotografieren, während er von der kürzlichen Umfüllaktion und von vielem Mehr erzählte. An den Wänden konnte man erkennen, dass zuletzt Rotwein in die Fässer gefüllt wurde.

 


- Giant Steps

 

In Healesville ging es zu Giant Steps. Auch hier trafen wir den Winemaker persönlich an, der im Übrigen ein guter Freund meiner neuen Weinbekanntschaft war. Bei Giant Steps war an diesem Tag eigentlich auch keine Verkostung vorgesehen. Es sollten nämlich neuen Flaschen angeliefert werden, um in den nächsten Tagen den neuen Wein abzufüllen. Die Mitarbeiter waren recht gut beschäftigt, Platz zu schaffen und ich musste aufpassen, nicht unter die Räder des Gabelstaplers zu geraten. Als der Winemaker dann ein wenig Ruhe fand, konnten wir einige Weine probieren - auch sehr lecker.

 

Inzwischen weiß ich, dass Weine von Giant Steps bei Qantas in der First gereicht werden.

 


- Shoofly and Frisk

 

Die Eigenmarke meiner Weinpartnerin hatte ich bereits nach meiner Ankunft bei ihr probieren können. Ihre Weine stammen nicht nur aus dem Yarra Valley, sondern auch aus Südaustralien, aus der Gegend um Adelaide. Hier saß ich nun quasi an der Quelle.